Wie entwickelt man eine Softwarelösung agil weiter? Wie entstehen eigentlich neue Features? Und wie matcht man Kundenanforderungen am besten mit Unternehmensressourcen und der Produktstrategie? Wir haben uns ausführlich mit Andreas Schöne, PO des FIO Schadenmanagement Portals (SMP) darüber unterhalten.
Lieber Andreas, du bist seit 15 Jahren bei FIO tätig und verantwortest als Product Owner (PO) das Schadenmanagement Portal (SMP). Wenn man dich zwei Uhr nachts wecken und fragen würde, was dabei deine zentralen Aufgaben sind, was würdest du wie aus der Pistole geschossen antworten?
Tatsächlich arbeite ich schon fast mein halbes Leben für FIO, man könnte quasi sagen, SMP und ich sind zusammen groß geworden.
Allgemein sind die zentralen Aufgaben eines POs die Sicherstellung der Produktqualität, die Maximierung des Kundennutzens und die Erreichung der Unternehmensziele. Im Detail bedeutet das beispielsweise die Definition und Priorisierung von Produktanforderungen, die Kommunikation mit Stakeholdern, die Planung und Überwachung des Produktentwicklungsprozesses sowie die kontinuierliche Verbesserung des Produktes. Da wir bei SMP allerdings in besonderer Konstellation arbeiten – mein Kollege Christian und ich agieren sozusagen als PO-Tandem – haben wir unseren Zuständigkeitsbereich aufgeteilt.
Als Product-Owner Third-Party-Integration kümmert sich Christian um die Schnittstellenentwicklung, Neukundenanbindung, den Bereich Support und alle Belange rund um das Thema HR, während ich die Produktstrategie und das Produkt als solches verantworte, mich um Finanzfragen, Sprintplanung und -meetings sowie Teamorga und das Releasemanagement kümmere.
Was macht deiner Meinung nach einen guten PO aus? Welche Skills sind unerlässlich, um die Wertschöpfung eines Produktes zu steigern?
Ein guter PO sollte in der Lage sein, Probleme zu identifizieren, analysieren und entsprechende Lösungen abzuleiten. Zusätzlich spielen Kommunikationsfähigkeit und Empathie eine wichtige Rolle, denn der PO fungiert im Teamgefüge als zentrale Schnittstelle u.a. zwischen Kunden, Support, Entwicklern, Qualitätssicherung, der Geschäftsführung und kommuniziert mit allen Stakeholdern. Dabei gilt es, die verschiedenen Bedürfnisse zu erkennen und in Einklang zu bringen.
Was ist deine spezielle Superkraft, mit der du für FIO an den Start gehst?
Meine technische Versiertheit und meine ausgeprägten analytischen Fähigkeiten. Ich kann komplexe Kundenanforderungen sehr gut erfassen und mir oftmals bereits im Kundengespräch einen Maßnahmenplan im Kopf zurechtlegen. Außerdem bin ich ein Organisationstalent – ein Skill, den ich übrigens auch bei Kollegen sehr zu schätzen weiß.
Das FIO Schadenmanagement Portal bringt Vertreter der Wohnungswirtschaft mit Akteuren der Versicherungswirtschaft und Maklern zusammen und bildet medienbruchfrei die Prozesse des Gebäudeschadenmanagements von der Schadensmeldung über die Schadenbearbeitung bis hin zur Schadenregulierung ab. Was macht die FIO-Softwarelösung dabei so besonders?
Mit SMP machen wir die Wohnungswirtschaft prozessual unabhängig von Versicherungsunternehmen. Nach einer Umdeckung bleiben alle Prozesse im Unternehmen gleich, wir ändern lediglich die Kommunikationsrichtung. Zusätzlich sind unsere großen Bestände ein Türöffner bei den Versicherern und wir können direkte Anbindungsprojekte erfolgreich realisieren – ein absoluter Mehrwert, weil dadurch die Schadensabwicklung noch schneller und effizienter wird. Bereits 7 der 10 größten Wohnungsunternehmen nutzen derzeit SMP – was eindeutig für die Qualität unseres Produktes spricht. Außerdem haben wir den aus meiner Sicht erfahrensten Versicherungsmakler der Wohnungswirtschaft unter Vertrag, der insgesamt 940.000 Einheiten mit unserem Produkt verwaltet. Das sichert uns viel Expertise und fachlichen Input zur Weiterentwicklung unserer Plattform.
Du erwähntest im Gespräch, dass das SMP-Redesign gerade eine zentrale Rolle in deinem Arbeitsalltag spielt. Fass bitte einmal kurz zusammen, was es damit auf sich hat und warum es aus deiner Sicht unumgänglich ist?
Redesign meint nichts anderes, als dass wir unsere komplette Anwendung auf moderneste Technologie heben, um unseren Kunden eine bessere User Experience zu bieten, den veränderten Marktanforderungen gerecht zu werden, unsere Lösung insgesamt attraktiver und effizienter zu machen und natürlich nicht zuletzt, um unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter zu steigern. Der gesamte Prozess ist dabei sehr zeitaufwendig und arbeitsintensiv, lohnt sich aber definitiv.
Auf welche Entwicklungen in SMP, an deren Konzeption, Produktion und deren Roll-Out du beteiligt warst, bist du besonders stolz und warum?
Neben dem Redesign, das mit Abstand das größte SMP-Projekt aller Zeiten ist und einen riesigen Mehrwert für unsere Kunden bietet, fällt mir spontan der Aufbau unserer ersten Versichererschnittstelle ein. Dieses Projekt hat den Grundstein für den strategischen Schnittstellenausbau gelegt und war ein Paradebeispiel für einen reibungslosen Projektablauf samt Punktlandung beim Zeitmanagement. Aber auch das Stichprobenmodul, das wir im Auftrag eines unserer Kunden entwickelt haben, ist mir besonders positiv in Erinnerung geblieben. Mit dem Modul lässt sich festlegen, wie viel Prozent der gemeldeten Gebäudeschäden einer Stichprobe unterzogen werden sollen. Das Modul bildet nun die Basis bei unseren Anbindungen zu Belegprüfern.
Welche weiteren Features sind in Zukunft geplant und welche Vorteile ergeben sich daraus für die Zielgruppe?
Ich freue mich besonders auf das geplante Kommunikationsmodul. Damit soll in Zukunft die komplette Kommunikation zu einem Schadensfall zentral abgebildet und ausgelöst werden. Mit dieser Funktion wollen wir uns künftig auch für kleinere Akteure am Markt öffnen, die eher manuell in unserem Portal aktiv sind. Derzeit werden bereits rund 1,3 Millionen Wohn- und Gewerbeeinheiten von 79 Wohnungsunternehmen über SMP verwaltet. Ein Großteil der restlichen Wohnungsbestände verteilt sich am Markt auf kleinere und mittelständische Unternehmen, für die wir mit dem Kommunikationsmodul einen Anreiz schaffen wollen.
Beschreib doch bitte mal den Weg einer Idee für neue Entwicklungsschritte bis zum erfolgreichen Launch in maximal 5 Sätzen.
Als erstes diskutiere ich die fachliche Produktanforderung mit den Software-Entwicklern. Danach beschreibe ich in einem Issue die Anforderungen und lasse auf dessen Basis eine Aufwandschätzung durch die Entwickler durchführen, damit ich die Arbeitspakete in Sprints einplanen kann. Außerdem erstellt unsere UX-Designerin einen Prototypen oder Sketch, der die visuelle Basis für die Entwicklung bildet. Nachdem die Entwickler die einzelnen Pakete umgesetzt haben, erfolgt die Abnahme durch die QA. Nach erfolgreicher Abnahme erfolgt die Vorstellung der Ergebnisse durch die Entwickler in der Sprintretrospektive. Wenn auch die fachliche Abnahme erfolgt ist, wird der Rollout geplant. Zwischen Anforderung und Release liegen dabei oftmals nur wenige Wochen.
Wie / mit wem challengst du Produkt-Ideen?
Vorwiegend mit meinem PO-Tandempartner Christian und unserem CEO Nicolas Schulmann.
Als PO hältst du die Fäden von SMP fest zusammen und bist tragende Säule des Teamgefüges. Gibst du privat gern mal die Führung ab und wie füllst du deinen Energietank außerhalb der Arbeit wieder auf?
Ja, tatsächlich gebe ich privat gern die Führung ab und lade meine Energietanks im Garten und beim Tischtennis wieder auf. Außerdem genieße ich die Zeit mit Familie und Freunden und schaffe mit gemeinsamen Aktivitäten und guten Gesprächen einen Ausgleich zum Arbeitsalltag.
Wenn man dich nicht gerade im Schloss, bei MS Teams oder strategischen Kundenterminen antrifft, wo findet man dich am ehesten?
Als leidenschaftliches „Draußenkind“ natürlich im Freien – am ehesten bei der Gartenarbeit, an der Tischtennisplatte oder aber am Herd.
Wenn du nicht PO bei FIO wärst, wie würde deine Berufsbezeichnung heute lauten?
Mit hoher Wahrscheinlichkeit Immobilienmakler.