In vielen Bereichen wird derzeit von KI-Initiativen und dem Einsatz von maschinellem Lernen gesprochen. Zudem erfolgt auch die gesellschaftliche Diskussion, ob KI nun „gut“ oder „schlecht“ ist, oder ob sie Menschen entlastet – oder im schlimmsten Fall – ersetzt. Wir sprechen mit Herrn Michael Mücke, Geschäftsführer unseres Tochterunternehmens source.kitchen.
Wie sehen Sie den aktuellen Hype? Und wie arbeiten Sie bisher mit KI?
Künstliche Intelligenz ist als Teilfeld der Informationstechnologie nicht erst seit Ende letzten Jahres durch die Veröffentlichung von ChatGPT ein großes Anwendungsfeld. Allerdings kam dies erst durch ChatGPT in eine breitere öffentliche Wahrnehmung und lieferte zudem jedem die Möglichkeit, solche Systeme selbst einfach auszuprobieren.
Bei source.kitchen arbeiten wir bereits seit über 3 Jahren mit KI-Technologien und haben sukzessive notwendige Vorarbeiten und Integrationen in unseren Produkten vorgenommen.
Die erste Verbesserung durch KI im FIO Webmakler betrifft die Bildbearbeitung. Warum ist gerade das so interessant?
Wir haben einen großen Anstieg der Menge von Immobilienbildern zu Objekten auf unseren Systemen beobachtet – ein Zeichen für den Käufermarkt. Allerdings wächst dadurch auch der Aufwand, die Bilder manuell zu bearbeiten. Daher lag es nahe, dies durch den Einsatz von KI-Modellen zu automatisieren.
In vielen Fällen sind bei Aufnahmen von Immobilienfotos die Wetterverhältnisse nicht optimal. Daher haben wir bereits im Oktober 2021 u. a. die Himmelsverbesserung eingeführt. Für die aktuelle Version wurde ein neues KI-Modell mit weiteren 50.000 Bilder trainiert, sodass das Modell nicht nur realistischer, sondern auch wesentlich schneller ist.
Was ist auch dahingehend unter KI-Initiative zu verstehen?
Wir werden kontinuierlich weitere sinnvolle KI-basierte Funktionen im FIO Webmakler bereitstellen. Unsere Makler haben in ihrem Arbeitsalltag immer noch viele manuelle Arbeiten, die optimiert werden können – sei es durch die Auswertung von E-Mails, oder die Bearbeitung von Bildern oder Texten.
Durch KI entstehen hier viele Möglichkeiten zur Optimierung – daher ist es nicht ein einzelner Schritt, sondern es sind viele einzelne Schritte und Funktionsverbesserungen. Unsere Anwender sollen sich nicht mit einer Software beschäftigen müssen, sondern mit ihren Kunden!
Gibt es schon einen Ausblick auf diese weiteren Schritte?
Im nächsten Release beschäftigen wir uns mit einem sehr bekannten Problem von Immobilienbildern, den sogenannten „stürzenden Linien“. Werden Immobilien aus der Nähe aufgenommen, verjüngen sich die Gebäude durch Objektiv-Verzerrungen auf den Fotos nach oben, d. h. die Gebäude wirken dort schmaler als in unteren Bildbereichen. Auch dieses Problem werden Makler in naher Zukunft direkt im Webmakler beheben können.
Können Sie einen detaillierteren Einblick in den Datenschutz Ihrer Lösung geben?
Wir verfolgen hier vorrangig zwei Ziele: das Sicherstellen von Datenschutz und die Vollintegration in unsere Produkte.
Die Verfügbarkeit von KI-basierten Systemen hat sich aus Entwicklersicht innerhalb der letzten Monate sehr vereinfacht. Es wäre daher sehr leicht, Textoptimierungen oder weitere Bildeditierungen anzubieten. Was dabei übersehen wird: Systeme wie ChatGPT sind erst durch das massive Anlernen mithilfe riesiger Datenmengen möglich geworden, und natürlich haben die Hersteller dieser Systeme den Wunsch, das Wissen zu erweitern.
Eine KI unterscheidet dabei aber erstmal nicht nach „gut“ oder „richtig“, oder ob eine Information nach EU-Recht bzw. DSGVO gar nicht verarbeitet werden dürfte. Daher setzen wir bei unseren Lösungen auf eigene Modelle und auf Hosting in Hochsicherheitsrechenzentren in Deutschland.
Das zweite Ziel ist weniger technisch, aber sehr pragmatisch: Die Anwender unserer FIO Vermarktung arbeiten häufig in restriktiveren Umgebungen im Bankenumfeld. Externe Funktionen, oder die Nutzung von weiteren Services ist dort oft sicherheitskritisch oder gar nicht möglich. Daher bieten wir viele der aktuellen und kommenden KI-basierten Funktionen vollintegriert in unseren Lösungen an – ein externer Zugriff ist dadurch gar nicht notwendig.
Wer bisher bereits in der FIO Vermarktung gearbeitet hat, wird viele Funktionen einfach durch einen „KI“-Knopf ergänzt sehen und wie gewohnt weiterarbeiten – nur dass eben der „maschinelle Kollege“ hier unterstützt und die Arbeit optimieren kann.
Und dies ist auch das Wesentliche: Wir wollen mit unseren KI-basierten Lösungen dazu beitragen, den Arbeits-Alltag effizienter zu gestalten und unsere Anwender zu entlasten. Ein Ersetzen von Arbeitsnehmern sehen wir so nicht. Es werden zwar Aufgaben wegfallen, aber mit Sicherheit neue dazukommen.