Im letzten Jahr ist FIO mit dem digitalen Angebotsverfahren gestartet. Kaufinteressenten können seitdem direkt über das Webexposé Angebote zur Immobilie abgeben. Zusammen mit dem Kunden Volksbank Beckum-Lippstadt eG haben wir die Integration des Tools ins Webexposé getestet und weiter optimiert. Im Gespräch mit Bereichsleiter Immobilien-Finanz-Center Gregor Sendermann und Immobilienmakler Christoph Thien werfen wir einen Blick auf die ersten Einsätze des Verfahrens.
Seit wann nutzen Sie das Angebotsverfahren?
Gregor Sendermann: Von der genossenschaftlichen Seite gab es keine Lösung, um ein Angebotsverfahren im Immobilienverkauf zu integrieren. Doch um auf dem Markt mithalten zu können, war der Wunsch da, das moderne Verfahren zu haben. Deshalb waren wir bei FIO von Anfang an mit dabei und waren die ersten Nutzer des ins Webexposé integrierten Verfahrens.
Warum sollten Makler das Angebotsverfahren nutzen?
Gregor Sendermann: Schauen wir auf die Vergangenheit, gerade als in den letzten Jahren jeder den Wunsch nach Eigentum realisieren wollte. Immobilienverkäufer hatten eine bestimmte Verkaufssumme im Kopf. Makler schauten sich das Objekt an und gaben eine fachliche Einschätzung des Immobilienwertes ab. Aus den „Verhandlungen“ mit den Verkäufern entstand dann der Verkaufspreis. Eine ziemliche Einbahnstraße. Das Angebotsverfahren ist der einzige Weg, um den echten Verkehrswert einer Immobilie zu ermitteln. Denn der Vergleich von Angebot und Nachfrage – sowie es die freie Marktwirtschaft vorsieht – macht den tatsächlichen Blick auf den Markt erst möglich.
Wie kommt das Verfahren bei Verkäufern an?
Christoph Thien: Natürlich hat sich die Marktlage gedreht, und die Anzahl der Verkäufe ist auch bei uns gesunken. Doch wir merken jetzt schon, dass für Objekte mit mehreren Interessenten durch den Einsatz des Angebotsverfahrens höhere Verkaufspreise – und somit mehr Erträge – generiert werden. Das freut natürlich nicht nur uns als Makler, sondern auch den Verkäufer. Und ein zusätzlicher Pluspunkt: Im Vergleich zur klassischen Auktion bekommt auch nicht direkt der Höchstbietende den Zuschlag, denn zum Schluss entscheidet der Verkäufer, an wen er verkauft.
Wie blicken Käufer bzw. Kaufinteressenten auf den Einsatz des Angebotsverfahrens?
Christoph Thien: Zurzeit verhalten sich Kaufinteressenten eher abwartend, denn der Markt hat sich noch nicht genügend an die neuen Bedingungen angepasst. Da treffen zu hohe Preisvorstellungen der Verkäuferseite auf Käufer, die sich nicht mehr so viel leisten können. Doch trotzdem kommt das Angebotsverfahren bei Käufern gut an, weil es sie wesentlich besser in die Verkaufspreisfindung einbindet. Denn Käufer können transparent die eigenen Angebote und die der anderen Interessenten mitverfolgen.
Wie verliefen die Integration des Tools und die ersten Anwendungen?
Christoph Thien: Das Einbinden des Angebotsverfahrens hat ohne Probleme geklappt. Auch das Freischalten potenzieller Käufer und die Dateneingabe funktionieren gut. Zu Beginn hatten wir ein Übertragungsproblem eines Gebots, doch das hat FIO umgehend gelöst. Unser Wunsch ist die Erweiterung der Einstellmöglichkeiten kurz vor Schluss. Stand jetzt ist es so: Gibt ein Interessent kurz vor Ende der Angebotszeit ein Angebot ab, haben die weiteren Interessenten keine Möglichkeit mehr zu reagieren und ggf. weiter mitzubieten. Gerne würden wir hier individuell die Bietzeiten, die es „on-top“ bei den Angeboten kurz vor Angebotsende gibt (z. B. zusätzliche 30 Minuten), festlegen. Über den FIO Support gaben wir den Wunsch weiter. Diese setzten es auch unverzüglich auf die Liste mit weiteren Optimierungen.
Setzen Sie das Angebotsverfahren nun bei jeder Immobilienvermarktung ein?
Gregor Sendermann: Jedes Objekt ist anders, ebenso wie Verkäufer und Interessenten. Hier kommen wir als Immobilienmakler ins Spiel. Denn mit unserer jahrelangen Erfahrung im Hinterkopf schätzen wir ab, bei welchem Fall sich der Einsatz des Angebotsverfahrens lohnt und wann eben nicht.