
Welche Rolle spielt das brennende Thema Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) für die Optimierung der FIO Portalintegration 2.0, welche Trends polarisieren aktuell in der Branche und wie sieht die Zukunft der Portaltechnologie im Hinblick auf KI aus? In der neusten Ausgabe von „FIO fragt…“ stand uns Product Owner Anne Rede und Antwort und hat uns dabei auch verraten, für welches Produkt sie gern den Hut aufhätte, wenn ihr Herz nicht für FIO und die Immobilienvermarktung schlagen würde. Wer außerdem wissen möchte, was das schönste Lob ist, das sie für ihre Arbeit einheimsen kann, findet das Interview hier in voller Länge.
Liebe Anne, du bereicherst seit fast 7 Jahren #TeamFIO – aktuell als „Product Owner (PO) Portaltechnologie“.
Kannst du frei nach dem Motto „Wie erklär ich’s meinem Kind“ in wenigen Sätzen zusammenfassen, was deine Rolle genau ausmacht und welche Hauptaufgaben du verantwortest?
Product Owner sind Reiseleiter einer Gruppe von Abenteuerlustigen, die auf eine Reise gehen. Sie planen die Reise, indem sie das Ziel und die Reiseroute festlegen. Außerdem sind sie die direkten Ansprechpartnerinnen und -partner für die Teilnehmenden der Reise. Sie hören sich die Wünsche der Involvierten an, um zu entscheiden, welche Stopps auf der gemeinsamen Route ein Muss und welche optional sind, oder ob vielleicht sogar Zwischenhalte entfallen müssen, da der Reisezeitraum begrenzt ist. Aber Product Owner machen diese Arbeit natürlich nicht allein und können jederzeit auf die Unterstützung ihrer erfahrenen, eingeschworenen und reisetauglichen Crew bauen. Zusammen mit dem gesamten Team bringen sie ihre jeweiligen Fähigkeiten, Erfahrungen und kreativen Ideen ein, um alle Herausforderungen, die während der Reise auftreten können, zu meistern und sie für alle Teilnehmenden zu einem Erfolg zu machen.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Kannst du einen Einblick in den Prozess geben, wie du Anforderungen priorisierst, Produktentscheidungen triffst und dein Team managst?
Als Product Owner startet meine Woche mit einem Austausch im Product Team. Wir besprechen, was diese Woche ansteht und halten uns auf dem Laufenden zu interdisziplinären Features und Projekten. Direkt danach geht es weiter zu meinem persönlichen Lieblingsmeeting: Dem Daily Stand-Up mit dem Entwicklungsteam. In diesem täglichen Mini-Meeting sind von Design über Entwicklung, bis Quality Assurance alle dabei und tauschen sich über das Erreichte, aktuelle Herausforderungen und die nächsten anstehenden Aufgaben aus. Meistens habe ich im Anschluss einige Termine mit unserer Kundschaft, in denen wir z.B. Wünsche entgegennehmen bzw. versuchen, diese besser zu verstehen, um die beste Lösung zu finden. Außerdem bin ich in Terminen mit Kooperationsfirmen anzutreffen, in denen wir über unsere gemeinsamen Projekte sprechen und darüber, wie wir diese zu einem Erfolg machen. Die Zeit nach den Terminen nutze ich in der Regel, um die Erkenntnisse für mich und das Team zu notieren, Anforderungen daraus zu formulieren oder teste bereits fertiggestellte Features aus dem Developerteam.
Generell arbeiten wir in Sprints. Diese umfassen immer 2 Wochen, an deren Anfang wir einen konkreten Plan ausarbeiten: Welche Anforderungen sollen als nächstes umgesetzt werden? Was können wir in dieser Zeit fertigstellen? Wenn wir uns darüber einig sind, gibt es ein Sprint-Commitment, eine definierte Aufgabenliste, die wir als Team abarbeiten und am Ende challengen, was gut lief oder was wir künftig verbessern müssen.
Als PO hast du eine Schlüsselrolle in der agilen Produktentwicklung. Was sind die größten Herausforderungen, die du für eine Portallösung im Bereich Immobilienvermarktung meistern musst?
Die größte Herausforderung in der Vergangenheit war es, die vielfältigen Ideen unserer Kundschaft unter einen Hut zu kriegen. Darum haben wir ein neues Portal gebaut, mit welchem wir nun die Möglichkeit haben, flexiblere Lösungen zu konfigurieren. Schwierig ist dabei vor allem, die individuellen Sonderlösungen mit der regulären Produktentwicklung, insbesondere für das Webexposé, in Einklang zu bringen.
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz ist aktuell in aller Munde. Wie wirken sich die gesetzlichen Anforderungen zur digitalen Barrierefreiheit auf die Arbeit von dir und deinem Team aus?
Enorm. Digitale Teilhabe ist für mich ein absolutes Herzensthema. Gerade weil immer mehr Produkte und Dienstleistungen in den virtuellen Raum verlagert werden, ist es zwingend notwendig, sie ALLEN Menschen zugänglich zu machen. Wir haben das Thema der digitalen Barrierefreiheit bereits früh im Team erkannt, uns entsprechend weitergebildet, uns eingehend mit technischen Rahmenbedingungen und assistiven* Technologien beschäftigt. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang der Perspektivwechsel. So versuchen wir uns immer wieder in die Perspektive derer zu versetzen, die mit verschiedenen Einschränkungen leben und testen bzw. verbessern mit verschiedenen assistiven Technologien den Zugang zu unseren digitalen Inhalten.
*Anmerkung der Redaktion: Assistive Technologien sind technische Hilfsmittel und Systeme, die Menschen mit Beeinträchtigungen dabei unterstützen, ihre Fähigkeiten zu verbessern, zu erhalten oder zu kompensieren – z.B. Screenreader, Sprach- und Tastatursteuerung usw.
Ihr habt in den vergangenen Wochen intensiv am Relaunch der FIO Portalintegration gearbeitet. BFSG war auch hierbei ein zentrales Thema. Kannst du einmal prägnant zusammenfassen, was ihr optimiert habt?
Wir haben unsere Software einer detaillierten Prüfung unterzogen und sichergestellt, dass wir diese so gut bedienbar wie möglich machen.
Neben visuellen Anpassungen in Hinblick auf Lesbarkeit und Kontraste, haben wir vor allem dafür gesorgt, dass wir unter der Haube alle Möglichkeiten für den Einsatz assistiver Technologien bündeln. Und nicht zuletzt haben wir die Fehlermeldungen, Hinweise und Erklärungstexte flächendeckend für Nutzende angepasst.
Womit glänzt die FIO Portalintegration 2.0 über die Anpassungen in Bezug auf das Inkrafttreten des BFSG hinaus? Was macht die FIO-Lösung deiner Meinung nach so attraktiv im Vergleich zu herkömmlichen Whitelabel-Lösungen?
Im Jahr 1999 schickten unsere Vorstände Franziska Glade und Nicolas Schulmann mit www.wohnfinder.de eine der ersten Immobilienplattformen im Internet online, die schon nach kurzer Zeit den mitteldeutschen Immobilienmarkt revolutionierte. Man kann also getrost sagen, dass wir über 26 Jahre Expertise im Bereich Portallösungen verfügen. In unsere neueste, jüngst ausgerollte Version der FIO Portalintegration haben wir all unser Wissen und unsere Praxiserfahrung der letzten Jahre eingebracht.
Besonders stolz bin ich dabei auf die Modularität und Anpassbarkeit des Portals und darauf, dass wir es auf eine moderne technische Basis gehoben haben, die den Weg für zukünftige Weiterentwicklung ebnet.
Wie geht ihr generell mit dem Thema User Experience bei der Konzeption neuer Funktionen um?
Die User Experience ist das Allerwichtigste. Wir arbeiten deshalb immer mit Hochdruck daran, die userfreundlichste Lösung zu bauen. Da wir oft konkrete Ideen und Wünsche von unserer Kundschaft übermittelt bekommen, versuchen wir zuerst einmal, das Kernanliegen oder Problem zu verstehen. Wenn das Ziel klar ist, können wir unsere Partnerinnen und Partner beraten und Erfahrungswerte in die Konzeption einbringen.
Wie erhaltet ihr Feedback eurer Nutzenden und lasst es in eure Arbeit einfließen?
Feedback ist Gold wert und immer gewünscht. Wir fordern es aktiv in Konzeptionsgesprächen ein und erhalten es auch via Change-Requests, die unsere Kundschaft zum Beispiel an den Support übermittelt. Zwar richten sich die Lösungen, die wir mit der FIO Portalintegration und dem FIO Webexposé bauen, direkt an Endnutzende und sollen deren Bedürfnisse erfüllen, aber es ist auch wichtig zu verstehen, wie unsere Firmenkundschaft ihr Business durchführt und ihre Kundschaft betreut. Da kann es viele unterschiedliche Ansätze und daher auch Produktanforderungen geben. Genau das haben wir in den vergangenen Jahren gelernt und setzen daher auf einen flexibleren Ansatz.
Wie sieht deiner Meinung nach die Zukunft der Portaltechnologie aus – vor allem auch im Hinblick auf die Einbindung von KI? Zeichnen sich aktuelle Trends in der Branche ab?
Einer der größten Trends aktuell sind KI-gestützte Suchfunktionen, die von einem der größten Player am Markt auch bereits als Betaversion umgesetzt wurden. Die intelligente Suche macht allerdings erst ab einer gewissen Portalgröße und Objektanzahl Sinn. Ebenfalls von großem Interesse sind KI-Features für das Möblieren von Immobilien. Hier sind wir mit Homestaging AI und Renovation AI bei FIO schon weit voraus und bieten Makelnden praktische Funktionen, um das Immobilienexposé noch professioneller zu gestalten. Mit TextGen AI im FIO Webmakler können unsere Kundinnen und Kunden zudem schon jetzt per Knopfdruck unterschiedliche Objekttexte für unterschiedliche Zielgruppen erstellen.
Welche Vision hast du für das FIO Immobilienportal? Welche konkreten Entwicklungen planst du mit deinem Team für die Zukunft?
Ich hoffe, dass wir in Zukunft einen großen Baukasten an verschiedenen Modulvarianten schaffen können und unserer Kundschaft damit noch mehr Flexibilität bieten können. Vorher werden wir noch einige Userfavourites umsetzen, auf die ich mich schon lange freue: Es wird eine Steuerung von Top-Immobilien direkt aus dem FIO Webmakler heraus geben. Diese Top-Immos sollen als gesondertes Portalmodul auf den Seiten der Makelnden eingebunden werden können, um bestimmte Objekte noch besser ins Spotlight zu rücken. Außerdem werden wir ein Modul für Referenzobjekte entwickeln. Sobald ein Objekt verkauft ist, kann es im FIO Webmakler als Referenz markiert und mit minimalen Daten bestückt werden.
Was motiviert und inspiriert dich bei deiner Arbeit?
Alles, was kreativ ist! Ich liebe es mir Neues auszudenken, zu optimieren und die bestmögliche Lösung zu finden. Daher freue ich mich immer sehr, wenn ich mit Menschen arbeiten darf, die mir bzw. meiner Expertise vertrauen und mit denen ich Ideen gemeinsam erarbeiten und verfeinern kann. Das macht mir sehr viel Freude und gibt mir Energie.
Für welches Produkt wärst du gern PO geworden, wenn es nicht das FIO Immobilienportal gewesen wäre und warum?
Wenn ich nicht bei FIO wäre, dann würde ich als PO für eine Plattform arbeiten, bei der man, ähnlich zu Crowdfunding, Unterstützung für mediale Projekte bekommen kann. Dabei sollte aber keine finanzielle Transaktion im Vordergrund stehen, sondern die Unterstützung durch Zeit und Know-how. Im Grunde wie ehrenamtliche Arbeit, aber für mediale Projekte und junge Leute, die Erfahrungen sammeln und kreative Ideen umsetzen wollen.
Das schönste Lob, dass du für deine Arbeit bekommen kannst, ist?
Das schönste Lob ist für mich, wenn ich Ideen zur Optimierung vorstelle und Menschen davon überzeugen kann, einen neuen Weg zu gehen und am Ende alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.